images[4]„Es ist Judo jedes Mal, wenn ihr den Partner werft und das vergesst“

Beobachtet man Kinder bei Judotrainings, dann merkt man, wie zufrieden sie sind, wenn sie den Partner zu werfen vermögen.

Es kommt nicht auf die gerade durchgefürhte Aktion an, sondern darauf, dass sie stärker gewesen sind als ihre Partner.

Dieses Gefühl gehört lediglich zu den Kindern, denen von ihrem Lehrer noch nicht beigebracht worden ist, ihre Taten anders zu begründen, und die noch vom Willen geleitet werden, den Partner zu überwiegen. Dieser Wille ist der menschlichen Seele innewohnend und kann auch bei Jugendlichen und Erwachsenen festgestellt werden, bei denen er oft sogar stärker auftritt.

Das ist kein Judo! Die Judoaktion muss aus der andauernden Suche bei jeder Trainingsphase entstehen, sich durch eine immer bessere Technik zu verbessern. Das Ergebnis dieser Suche muss dann nur als Antrieb dazu betrachtet werden, diese weiter fortzusetzen. Wenn man an die vorhergehende Aktion weiterdenkt, macht man keine Fortschritte: Es ist so, als würde man eine Bewegung auswendig lernen, die man dann unvermeidlich zu wiederholen versucht.

Bei der Judopraxis muss man aber nichts wiederholen, sondern alles muss darauf ausgerichtet sein, das Beste in diesem Augenblick zu suchen – „hier und jetzt“ sagen die Zenlehrer, „hic et nunc“ sagten die Römer –, um jede Aktion am besten auszunutzen und das Bewusstsein der Gegenwart zu entwickeln.

Vergesst mal das Ergebnis der vorhergehenden Aktion: Ihr musst schon bei der nächsten sein, wenn ihr Zeit und Mühe nicht verschwenden möchtet. Diese geistige Haltung, die euch frei von der Vergangenheit und bewusst der Gegenwart macht, ist schwierig zu erlangen. Ihr musst einen Krieg gegen euch selbst führen, Schlacht nach Schlacht, und immer wachsam sein, weil die Versuchung stark ist, an der Vergangenheit zu halten.

In einem der ältesten Hinduepen, dem Mahabharata, kann man die folgende, sehr berühmte Stelle lesen. Gründe und Ergebnisse des Krieges anzweifelnd, den er gerade kämpft, wendet sich der Kämpfer Arjuna zu Krishna, um sich bei ihm Rat zu suchen:

„Arjuna, du bist ein Mensch und hast das Recht zu handeln, aber nicht die Früchte deiner Taten zu genießen“

Bis zur nächsten Schrift:

„Es ist Judo jedes Mal, wenn ihr nach der Vortrefflichkeit im Gedanken und in der Tat sucht“

Alfredo Vismara Hanshi Dai Nippon Butokukai

Traduzione di Andrea Lorenzo Covini